Heutige Zuglektüre war mal wieder die ZEIT, die in ihrem Dossier über den Missbrauch an der Odenwaldschule berichtet und zu erkunden versucht, was das an dieser „Eliteschule“ bedeutet, was Ursache für das lange Schweigen war. Der beschuldigte ehemalige Schulleiter muss ja, jedenfalls laut Bericht, eine beeindruckende Persönlichkeit gewesen sein, wohl so charismatisch, dass bei ihm niemand sich so etwas niederträchtiges wie Missbrauch vorstellen konnte. Schüler an der Odenwaldschule waren und sind die Kinder einer „linksliberalen Oberschicht“, aber auch alter Adel, alle der Reformpädagogik zugeneigt. Und diese Eliten haben vielleicht den Missbrauch vertuscht, so der Artikel. Vertuschung bei den Katholiken, klar, das hat man erwartet. *ironie* Aber hier?
Ich finde es interessant, wie sprachlos (naja, im übertragenen Sinne, ist ja schließlich geschriebene Sprache) und unfassbar erstaunt dieser Artikel ist, der sich fragt, wie gerade an dieser Schule solche Dinge passieren konnten. An dieser „Eliteschule“, mit einem Richard von Weizsäcker als Vorsitzenden des Elternbeirats. Ich hab ein bisschen den Eindruck, dass man hier noch viel mehr nach Erklärungen und Verstehen sucht als bei den Fällen an den katholischen Schulen. Auf der einen Seite die unantastbare, „hochheilige“ Reformpädagogikschule und auf der anderen Seite die katholischen Schulen. Und die Katholiken haben ja eh ein verklemmtes Verhältnis zu Sexualität, da ist Missbrauch ja kein Wunder. *ironie“ Aber an einer Reformschule? Offensichtlich kein Widerspruch.
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